Es ist der 14.Dezember 2018.. mittlerweile fast sechs Wochen habe ich meinen Schein in der Hand und leider war ich bisher nicht einmal in der Luft. Die Zeit die ich vorher für die Ausbildung in der Firma fehlte, musste ich ein wenig nachholen.. dann noch das Wetter das genau dann wenn man Zeit hätte natürlich nicht passte.
Aber heute ist es es soweit.. nach einem Vormittag OHNE KAFFEE (weil Zahnarzttermin) und einer langsamen Stimmungsaufhellung (weil Hunger gestillt) mache ich mich auf zum Airport. In den Webcams hab ich schon gesehen dass Zell am See Wolkenlos ist.. in Salzburg hängt der Hochnebel aber doch ziemlich. Naja, mal schauen ob das wirklich was wird.
An den Hangars angekommen gehe ich erstmal zur OEATM um Tank und Öl zu Prüfen sowie den Vorflugcheck zu machen.. und siehe da.. der Bugfahrwerksdämpfer hat nur noch 1cm bis zur Gabel.. kurz überlegt ob ich trotzdem Fliegen soll aber nein, sowas lassen wir gar nicht erst einreißen. Also Umdisponiert auf die CCZ. Auch nicht schlecht denke ich, die bin ich in meiner Ausbildung in den letzten 2 Monaten eh nicht geflogen da der Starter defekt war.
Dann nochmal Wetter geprüft.. beim MET angerufen und gefragt „ob nach Zell am See eh frei ist?“.. ein kurzer Lacher am Ende.. „Frei ist relativ“ :). Ab Hallein „sollte“ es dann gut gehen, vorher hängt der Hochnebel noch ziemlich.
Naja, der Blick Richtung Hallein und das helle Licht (=Sonne) das dort hervorblickt stimmt mich positiv.. also Auftanken für Zell+Retour und genug reservere und rein in den Flieger.
Engine Start.... Der Motor dreht verheißungsvoll ein paar Sekunden hochtourig.. dann Stottern und aus. Ohje.. also noch 2x Primen (es hat doch um die 0 Grad) und nochmal los. Der Motor startet.. es ruckelt.. Carburetor temp ist weit im gelben Bereich.. also rein mit der Heizung.. Drehzahl etwas rauf und nach einigen Sekunden läuft der Motor ruhig. Sehr gut, dann hätte ich mit der CCZ jetzt auch die Obligate Vergaservereisung am Boden abgehakt.. dachte ich zumindest. Wie mir mein Fluglehrer aber dann auf den Fall angesprochen erklärte, wird das einfach nur ein leerer Vergaser gewesen sein weil der Flieger lange gestanden ist. Vergaservereisung entsteht auch am Boden erst nachdem der Motor einige Zeit dreht da sich das Eis im Vergaser erst aufbauen muss.. logisch eigentlich. Aber das mag ich so an der Fliegerei.. man lernt immer wieder was und jeder Pilot den ich bisher kennenlernen durfte ist offen für Tipps und Hilfestellungen. :)
Rollen und Start ging schnell.. es war nicht viel los und nach dem Abheben gehts geradeaus Richtung Grödig-Hallein. In meinem grenzenlosen Optimismus habe ich noch am Boden um Freigabe zum Steigen auf 6000ft erbeten was mir prompt genehmigt wurde. Der Nebel ist dann aber doch verdammt dicht und so bleibe ich soweit unter der Wolkendecke bis ich nach Hallein eine Auflockerung erhoffe.
Die kommt natürlich nicht und so gehts weiter Richtung Pass Lueg, ein erster Gedanke ans umkehren kommt mir bis ich dann doch die Sonne durchscheinen sehe und plötzlich wird es Hell. Also Gas rein und mit 70 rauf. Ich denke mir, zur Not kann ich ja eh in 360s steigen aber jetzt macht sich die etwas höhere Leistung der CCZ bemerkbar und ich komme direkt über den Pass und überfliege vorher sogar noch die Nebeldecke. Ein erster Traumhafter Ausblick.
Nach Zell war der Flug an sich unspektakulär.. bis auf die Aussicht, die war ein Traum. Vorbei am Hochkönig in 6000ft und dann über Saalfelden runter nach Zell und Landung auf der 08.
Für den Rückflug muss ich mich sputen.. all zu viel Zeit habe ich nicht bis zu ECET. Zwar soviel dass sich auch ein Ausweichen beim Rückflug noch ausgehen würde aber ich muss mir ja keinen künstlichen Stress auferzwingen. Also lerne ich gleich mal dass man sich NICHT direkt vor den Turm stellt.. das hat mir der nette FBL von Zell freundlich erklärt.. was ich nach einer Entschuldigung und Versicherung, mich beim nächsten mal woanders hin zu stellen, gleich mal als „Was ich beim nächsten mal gleich am Funk erfrage..“-Lehreinheit verbuche.
Also Flugplan aufgegeben und wieder raus auf die Piste. Abheben auf der 08 und den gleichen Weg nach Salzburg retour. Immer noch ist das Wetter wunderschön und die Spannung ob denn der Pass Lueg auf der Nordseite Wolkenfrei ist, steigt. Ich fliege am Hochkönig vorbei, bleibe erstmal noch in 6000ft damit ich dann etwas Speed im Sinkflug mitnehmen kann um vielleicht die eine oder andere Minute zu sparen und nähere mich dann dem Pass Lueg.
Hier siehts nicht all zu gut aus. Mein Plan: Runter soweit es geht um, sollte der Wolkenfreie Bereich kleiner sein, dort unter die Nebeldecke hinein zu tauchen.
Ein Flug in die Wolken ist ausgeschlossen.. logisch.
Sollte sich beim Annähern an den Pass herausstellen dass der Nebel bereits die Berge berührt so kann ich einfach den Kurs beibehalten, wieder hoch gehen und über der Nebeldecke problemlos Kehrt machen um nach Zell am See umkehren. Mein Fluglehrer Christian hat mir oft genug eingetrichtert.. es gibt immer einen Plan B und man kann immer umkehren.
Meine Freundin hätte dann ganz sicher Freude daran, mich in Zell abzuholen und den Flieger könnte ich am nächsten Tag holen.. da soll das Wetter auch passen.
Ich habe aber Glück und stoße durch den wahrscheinlich allerletzten Wolkenlosen kleinen Fleck direkt nach dem Pass unter den Nebel. Geil, denke ich mir, das war jetzt einfach.
Der Rest ist Standard.. Hallein-Grödig und dann direkt Landung auf der 15. Flieger Putzen erübrigt sich ziemlich aufgrund der kalten Temperaturen und so geht ein, für routinierte Piloten Standard, für mich aber sehr interessanter und schöner erster Flug nach der Lizenzausstellung zu Ende.